Gesamte Tourdaten
477 km – ↑ 10.840 hm – ↓ 15.690 hm – 8 Tage
Etappenlänge
57,6 km – ↑ 1.610 hm – ↓ 2.980 hm – höchster Gipfel 2.100 m
Zwischenstationen
- San Martino di Castrozza
- Seilbahn Fratazza-Alpe Tognola
- Tognola
- Malga Valsorda Alta
- Canal San Bovo
- Passo Broccon
- Coronini
- Parco La Casatella
- Pieve Tesino
- Übernachtung: Hotel Cima d’Asta
Tour Beschreibung
Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und Schleierwolken und wir sind erleichtert, dass sich die Wetterprognose verbessert hat. Bei meiner ursprüngliche Route war geplant, auf dem Passo Broccon zu übernachten, aber da die Besitzer dieses Jahr im Sommer keinen Betten anbieten, musste ich die Strecke umplanen. Da es aber weit und breit keine Übernachtungsmöglichkeit gibt, bedeutete es zusätzliche 20 Kilometer und 190 Höhenmeter bergauf, aber auch eine lohnende Abfahrt mit 950 Höhenmetern bergab. Doch sowie sind wir noch lange nicht.
Wir starten den Tag mit einem entspannten Frühstück und bereiten unsere Räder vor. Die Seilbahn bringt uns hinauf unterhalb des Gipfels Cima Tognola. Ja, die gönnen wir uns wieder, sonst wäre der Tag durch die Umplanung zu lange geworden. Der Nebel umhüllt die Berggipfel, der Anblick ist faszinierend. Der grobe Schotterweg führt uns zunächst hinab zur Tognola Hütte, wo wir bereits 2018 von San Martino di Castrozza aus hochgefahren sind. Dann folgt der ersehnte Trail bergab, der uns auf 550 Höhenmetern in 5 Kilometern begeistert. Ab & zu stehen bleiben und Fotos schießen, dann wieder dem Flow hingeben. Klasse!
Die Beschreibung der Strecke klingt abwechslungsreich und anspruchsvoll. Die Überbrückungen in den Moorwiesen durch Holz-Konstruktionen ermöglichen eine sichere Durchfahrt und schützen die empfindlichen Ökosysteme. Die kleinen Bachläufe, die durch die quer liegenden Steine in den richtigen Weg gelenkt werden, verleihen der Strecke eine natürliche und harmonische Note. Die wechselnden Untergründe, von schlammigen Wiesen über grobe Steinbrocken, bieten vielfältige Herausforderungen und erfordern Geschick und Technik beim Befahren. Doch gleichzeitig laden sie auch zum Erleben des Fahrspaßes ein. Die Kombination aus steilen Spitzkehren und flüssigen Abschnitten sorgt für ein abwechslungsreiches Fahrerlebnis, bei dem sowohl technisches Können als auch Flow zum Tragen kommen. Die Naturverbundenheit und der Reiz, sich den Gegebenheiten der Umgebung anzupassen, machen die Tour zu einem besonderen Erlebnis für jeden Mountainbiker.
Die lustige Episode mit Stefan und dem Bach bringt eine amüsante Abwechslung in den ansonsten anspruchsvollen Aufstieg zum ersten Gipfel der heutigen Tour. Eigentlich wolle er nur Wasser an einem Bach holen. Die Szene, wie er dabei von einem Stein abrutscht und mit einem Fuß ins Wasser platscht, während er seinen Handschuh verliert und davon schwimmt, dadurch mit dem anderen Fuß auch im Wasser steht um sich seinen Handschuh wieder zu angeln, vermittelt ein lebhaftes Bild der Situation. Das fröhliche Lachen der Gruppe zeigt, dass wir trotz der Herausforderungen und Anstrengungen des Aufstiegs den Humor nicht verloren haben. Die lockere Stimmung und der Spaß unterwegs sind wichtige Elemente, um die Freude am Mountainbiken und der gemeinsamen Tour zu erhalten.
Stefans Entschlossenheit, seinen verlorenen Handschuh zurückzuholen und gleichzeitig seine Wasserflasche zu füllen, demonstriert den Abenteuergeist und die Kameradschaft der Gruppe. Solche Anekdoten schaffen Erinnerungen und stärken den Zusammenhalt. In solchen Momenten wird deutlich, dass Mountainbiken nicht nur eine sportliche Aktivität ist, sondern auch eine Möglichkeit, die Natur hautnah zu erleben und mit Gleichgesinnten besondere Augenblicke zu teilen. Die lustige Begebenheit sorgt für Auflockerung und eine positive Atmosphäre, die den weiteren Verlauf der Tour begleitet.
Nur noch eine Kurve und vor uns erstreckt sich die Malga Valsorda in einem verlassenen Zustand. Als wir die Tür öffnen, offenbart sich eine schon länger nicht mehr genutzte Schutzhütte. Der Raum ist von Staub bedeckt, ein Tisch steht in der Mitte des Raumes, während sich ein alter Holzofen in der Ecke befindet. Eine Treppe führt nach oben zu einem Schlafraum. Als Abzug für die Feuerstelle dient eine alte Öltonne. Nachdem wir die Hütte erkundet haben und es nichts weiter zu entdecken gibt, halten wir einen Moment inne, um ein Gruppenbild am Tisch zu machen, bevor wir unsere Reise fortsetzen.
Wir folgen dem MTB-Trail Schild 2270 der uns mühsam zum Übergang führt. Über Wiesenpfade und steinige Wege schlängelt sich der Pfad hinauf, teils mit bis zu 20% Steigung. Trotzdem geht es relativ zügig voran. Am Übergang auf 2.050 Meter Höhe erwartet uns ein atemberaubender Blick. Nebelschwaden ziehen vorbei, die Sonne lacht, der Wind pfeift und gelegentlich können wir durch den Nebel bis ins Tal hinunterblicken, was uns bewusst macht, wie hoch wir uns bereits befinden. Dieses beeindruckende Naturschauspiel wird auf vielen Fotos festgehalten.
Nun folgt ein Trail hinab, bei dem wir 1.280 Höhenmeter auf einer Strecke von 12 Kilometern überwinden wollen. Einige Steine liegen auf dem Weg, aber die meisten Streckenabschnitte erscheinen mit Schwierigkeitsgrad S1 bis max. S2 befahrbar. Keine 2 Kilometer vom Gipfel entfernt zweigt ein Weg ab und ich bleibe stehen, um auf Uwe zu warten. Doch er kommt einfach nicht. Da wir keinen Handyempfang haben, entscheidet sich Lars, ihm entgegenzulaufen, aber auch er verschwindet aus dem Blickfeld. Nach nervenaufreibenden fünf Minuten kehren beide schiebend zurück. Uwe teilt uns die Hiobsbotschaft mit: Sein Rahmen ist gebrochen!
Zunächst halten wir es für einen Scherz, doch als wir die gebrochene Stelle sehen, sind wir sprachlos. Jeder von uns machte sich Gedanken, wie wir nun vorgehen sollten. Der Rahmen ist direkt an einer Schweißnaht etwa 30 cm unterhalb der Sattelstütze komplett durchgebrochen. Glücklicherweise sind rechts und links jeweils mit dem Dämpfer verbundene Streben vorhanden, die die Struktur noch halten. Somit kann der gebrochene Teil nicht nach rechts oder links ausweichen, sondern nur nach oben und unten „auf und ab wackeln“. Uwe hat somit eine Chance, weiterzufahren, jedoch muss er selbst entscheiden, wie er damit umgehen möchte.
Uwe entscheidet sich, es zu versuchen und fährt vorsichtig die steinigen und wurzeligen Passagen hinunter. Besonders die Wurzelpassagen sind aufgrund des vorherigen Regens äußerst glatt, weshalb wir einige Stücke unseres Weges schieben müssen, um das Risiko eines Sturzes zu vermeiden. Uwe gibt auch nach 1-2 Kilometern sein Okay, dass alles gut läuft. Der Trail macht Spaß, aber er ist anspruchsvoll. Grobe Steine, nasse Wurzeln und Bachläufe erfordern unsere volle Konzentration. Mit der Zeit stellen sich jedoch immer mehr Flow-Momente ein. Die Abfahrt scheint die 1.280 Höhenmeter im Handumdrehen verschwinden zu lassen. In Canal San Bovo machen wir an einem kleinen Straßenkaffee eine Pause.
Cola, Panini und gesalzene Chips sind sicherlich keine Empfehlung unseres Arztes, aber wir genießen es dennoch. Nun steht uns eine Auffahrt bevor, die ich bereits 2007 absolviert habe: 14 Kilometer und 850 Höhenmeter auf der Straße hinauf zum Passo Broccon.
Es gibt nicht viel dazu zu sagen – wir müssen einfach durchhalten. Wir halten uns an unsere Regel, alle 100 Höhenmeter eine Pause einzulegen. Glücklicherweise gibt es Wasserstellen, die uns kühlende Erfrischung anbieten. Die Straße schlängelt sich hinauf, mal in Serpentinen, mal etwas flacher, aber zäh. Die schwüle Hitze von 29 Grad erschöpft uns zusätzlich. Auf einmal kommen wir an einem Unfall zwischen einem Auto und einem Motorrad vorbei, Polizei und Krankenwagen sind schon vor Ort, doch wir wollen nicht weiter darüber nachdenken geschweige denn sehen und fahren weiter.
Schließlich erreichen wir den Pass und machen eine kurze Pause. Hier oben weht ein kräftiger Wind und es ist frisch, die Wolken nehmen zu. Laut Regenradar sind wir jedoch auf der sicheren Seite. Hoffen wir das Beste. Nun erwarten uns die zuvor beschriebenen 20 Kilometer mit 190 Höhenmetern Anstieg und 950 Metern Abstieg. Anfangs fahren wir auf einem alten, grob schottrigen Militärweg, bis in einer Spitzkehre ein kleiner Pfad nach rechts abzweigt, dem wir folgen. Der Weg ist ein Traum – Felsformationen rechts und ein steiler Abhang links, der mehrere hundert Meter hinunterführt. Der Pfad ist jedoch sicher am Waldrand entlang geführt. Wir genießen einen wunderbaren Flow, der die Zeit und Strecke beinahe unbemerkt verstreichen lässt und plötzlich haben wir bereits 650 Höhenmeter hinter uns gelassen. Die pure Freude, die uns dabei erfüllt, wird sogar daran deutlich, dass wir entlang der gesamten Route kein einziges Foto gemacht haben.
Der Weg scheint endlos nach unten zu führen. Gelegentlich gibt es kleine Rampen, dann wieder bergab, manchmal technisch anspruchsvoll, aber immer noch fahrbar. Wenn man in die tiefe Schlucht hinabblickt, kann einem schon mal schwindelig werden. Die ständigen Auf- und Abstiege, sowie die Richtungswechsel, verlangen uns viel ab und zehren an unseren Kräften. Hinzu kommt die immer schwüler werdende Luft.
Wir durchqueren eine große Wiese und erreichen den Parco la Castcatella. Schnell machen wir ein oder zwei Fotos vom Wasserfall, denn die Mücken sind dort zahlreich und hungrig. Nun wollen wir nur noch ins Hotel und uns ausruhen. Die letzte Rampe mit 18% Steigung liegt vor uns, dann fahren wir auf der Hauptstraße nach Castello Tesino und setzen unsere Reise noch 3 Kilometer fort, bis wir müde aber glücklich im Hotel Cima d’Asta in Pive Tesino. ankommen.
Wie gewohnt, klatschen wir ab und gönnen uns einen Aperol – aber dieses Mal bleibt es nicht bei einem! Ein anstrengender, aber ereignisreicher Tag geht zu Ende. Wir sind fast 3.000 Höhenmeter bergab gefahren, was auf dem Papier einfach erscheint, jedoch sehr anstrengend ist. Dennoch ist es eine wunderschöne Erfahrung und wir möchten keinen einzigen Meter dieser Tour missen! Und das Beste zum Schluss: Uwes Bike hat durchgehalten!
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