Gesamte Tourdaten
468 km – ↑ 12.927 hm – ↓ 13.412 hm – 8 Tage
Etappenlänge
41 km – ↑ 1.223 hm – ↓ 917 hm – Fahrzeit: 3:24 Std.
Zwischenstationen
- Sur En
- Scoul
- S-charl
- Pass da Costainas
- Lü
- St. Maria
- Unterkunft: Hotel Stelvio
Tour Beschreibung
Gestern so ein toller Tag, da sollte unsere Route heute doch einen Klacks sein. Obligatorischer Blick früh morgens aus dem Fenster: strahlend blauer Himmel! Nach reichhaltigem, gutem Frühstück und einer kleinen Bikepflege lassen wir uns ein wenig Zeit und beginnen die Tour um 9:00 Uhr. Am Radweg bis nach Scoul immer einem kleinen Fluss folgend und die Sonnenstrahlen genießend, bis uns nach den Sportplätzen in Scoul eine Straße stets aufwärts Richtung S-charl leitet. Der Asphalt wechselt in eine sehr feine Schotter Naturstraße, welche toll zu fahren ist und die Höhenmeter kaum spüren lässt. Kurz vor S-charl schweift unser Blick auf ein Plateau mit lauter Steinskulpturen, wie ich sie von Reportagen über das Himalaja Gebirge kenne.
Auf dem Weg zum Everest Basislager, zwischen Dingboche und Lobuche, ist ein „Friedhof“ für alle Opfer des Everest angelegt. Jedem Toten ist mit einem so genannten „Steinmann“, einem Stapel aufgetürmter Steine, die letzte Ehre erwiesen.
Na hoffentlich stehen hier die Steine nicht als Symbol der Toten! Wir verkneifen uns, auch ein Steinmännchen zu bauen. Die Fahrt auf dem Natursandsträßchen ist ein Genuss, die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut, die Ruhe, alles läuft ab wie in einem schönen Bergfilm des bayerischen Fernsehens. Plötzlich wird die Stille durch einen sich den Berg hochquälenden Omnibus gestört. Ein bis zwei Autos hatten das schon vorher getan, aber was soll der nach Ruß qualmende Reisebus hier oben? Was die da wollen, begreifen wir erst später. Auf dem weiteren Weg finden wir Überreste einer alten Ruine die zum fotografieren einlädt.
Am Mot Madlain oberhalb dem Dorf haben Bergleute über 300 Jahre lang von Hand Erz abgebaut. Heute sind von den ehemaligen Bergwerks-Siedlungen noch die Ruinen vorhanden und die Schmelzra ist ein Museum, welches ein Einblick in den historischen Bergbau gewährt.
Das kleine Dorf S-charl liegt idyllisch auf 1.800 Meter, doch der ruhige Schein trügt. Ein Parkplatz größer als das Dorf ist voll von Wanderern und Touristen. Jetzt wissen wir auch, weswegen die Busse und Autos bis hier hoch fahren. Es erstreckt sich ein wirklich sehr schönes Wandergebiet mit vielen Möglichkeiten zum Grillen und Picknicken. Dafür haben wir leider keine Zeit, am Dorfbrunnen eine kleine Pause, die Flaschen füllen und weiter geht es zum Pass da Costainas.
Es steigt stetig an, der Geruch von frisch Gegrilltem der Wanderer lässt einem das Wasser im Munde zusammen laufen. Wir bekommen Hunger und beschließen, auf der kommenden Hütte Alp Astras eine Kleinigkeit zu essen. Nach drei weiteren Kurven erblicken wir am Horizont die Hütte, unsere Trittgeschwindigkeit nimmt zu und als wir endlich oben ankommen bemerken wir, dass die Hütte geschlossen hat! Misst! So ergeht es auch ein paar Wanderern, die es bis hier her geschafft haben. Nun denn, müssen eben wieder ein paar Riegel her halten. Wir breiten unsere Sachen auf einer Bank aus, legen die Füße hoch auf den Tisch und genießen die attraktive Umgebung. Ein älteres Pärchen macht das Gleiche und wir kommen so in ein gemeinsames Gespräch. Etwas irritiert schauen sie schon, dass man mit einem Fahrrad diese steilen und engen Pfade entlangfahren kann, aber dennoch wünschen Sie uns weiterhin viel Spaß und Erfolg bei unserem Vorhaben. Allzu lange verweilen wir nicht an diesem herrlichen Platz, wir packen unsere sieben Sachen zusammen, verabschieden uns von den Wanderern und schwingen uns auf die Räder.
Nach der Hütte beginnt ein wirklich sehr schöner, schmaler und immer fahrbarer Singletrail bis zum Pass da Costainas auf 2.250 Meter. Es ist eine der wenigen Pässe der Alpen, die komplett fahrbar sind. Und wieder erschleicht uns nach Ankunft so ein erhabenes Gefühl. Jetzt kann man sich auch vorstellen, wie sich Bergsteiger fühlen, wenn diese einen Gipfel erklommen haben. Die Bilder dürfen natürlich nicht fehlen und die Schotterabfahrt, die vor uns liegt ist zwar schwer, aber zum größten Teil fahrbar und macht auch uns einen höllischen Spaß!
In Lü angekommen erhalten wir einen Blick auf den Ortler bei immer noch traumhaftem Wetter. Und warum? Weil wir es uns verdient haben! Jetzt geht’s auf Asphalt Richtung Ofenpassstraße und weiter hinunter nach Runca, bis wir letztendlich um 14:00 Uhr ausgeruht und ganz entspannt in St. Maria einrollen. Wir suchen und finden gleich in einer Kurve auf der Hauptstraße unser Hotel Stelvio. Jetzt gilt es erst mal, sich gemütlich auf die Terrasse zu setzen, ein Weizenbier und die Sonne zu genießen – na dann prost!
Das Hotel ist echt klasse, es gibt sogar einen Waschservice für Biker. Schnell alle Klamotte rein in einen Sack und am nächsten Morgen – alles duftet wieder wie neu und stinkt nicht nach angetrocknetem Schweiß. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem kleinen Spaziergang durchs Dörfchen St. Maria, halten an einer Dorfbäckerei an und gönnen uns auf der Terrasse einen Kuchen mit Milchkaffee. Es ist nicht viel los in dieser Gegend, selbst der Autoverkehr ist erträglich. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen auf unserer Haut, bevor die Sonne hinter den Berggipfeln verschwindet. Wieder zurück im Hotel erblicken wir die Sauna. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und entspannen uns erst mal richtig. Keine Angst, nur 2 x 5 Minuten Gänge, sonst ist man am nächsten Tag schlag kaputt und die Muskeln sind weich wie Butter. Da Jürgen und ich ständige Saunagänger sind, belastet uns das persönlich viel weniger.
Das Abendessen ist echt klasse und ausgiebig. Auch das Weizenbier schmeckt uns immer noch, nur übertreiben dürfen wir nicht. Ansonsten wäre der nächste Tag höchstwahrscheinlich eine Tortur. Gegen 22:00 Uhr machen wir uns in die Falle. Jürgen und ich haben beide schon seit ein paar Tagen das Problem, nicht richtig tief schlafen zu können. Sind es die tollen Erlebnisse die einem im Kopf umher schwirren oder die Anstrengung der vergangen Tage? Wir wissen es nicht, haben aber tagsüber nie das Gefühl unausgeschlafen zu sein, deswegen kümmert es uns auch nicht weiter. Wie wir später durch Gespräche mit anderen Bikern erfahren, geht es nicht nur uns so auf einer Alpenüberquerung, also keine Sorgen machen und schön vom Erlebten und Kommenden träumen. Morgen steht das tolle Val Mora auf dem Programm.
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