Gesamte Tourdaten
468 km – ↑ 12.927 hm – ↓ 13.412 hm – 7,5 Tage
Etappenlänge
50 km – ↑ 1.650 hm – ↓ 2.150 hm – Fahrzeit: 5:40 Std.
Zwischenstationen
- Fußendrass
- Pfunderer Joch
- Pfunders
- Vintl
- Rundlbrücke
- Natz (bei Brixen)
- Unterkunft: Goldener Apfel
Tour Beschreibung
Heute gibt es eine Tour zum Dach unserer Alpenüberquerung: Das Pfunderer Joch mit 2.568 Meter. Das wird eine harte Nuss, die es da zu knacken gilt. Wir befinden uns auf knapp 1.400 Meter, was bedeutet, dass für den ersten Teil des Tages knapp 1.200 Höhenmeter auf circa 8 Kilometer Länge am Stück erklommen werden müssen. Da ich diesen Berg schon einmal bewältigt hatte, blieb ich ruhig und sage den anderen nicht, was auf sie zu kommt…
Es geht erst hinter Fußendrass von der Hauptstraße links einen Weg hinauf, der zu Anfang geteert, dann geschottert ist. So soll er auch bleiben – steil – immer steiler werdend und grober Schotter. Anfangs noch mit dem Willen alles fahren zu wollen, doch der Rucksack im Rücken, die Steine unter den Stollen und die Steilheit des Weges ziehen uns ein Strich durch die Rechnung! Es hieß absteigen und schieben. Langsam, Schritt für Schritt, der Schweiß tropft von der Stirn auf den Rahmen des Bikes, man merkt jede Muskelfaser und denkt an sein Training im Frühjahr. So etwas konnte man bei uns in der Gegend nicht trainieren. Unsere höchste Erhebung im Spessart ist gerade mal 550 Höhenmeter. Eine Tour konnte also maximal 430 Höhenmeter auf einmal steigen, da unser Dorf auf 120 Meter liegt. Mussten wir halt drei- bis viermal hochkurbeln.
Ab und zu stellten sich uns ein paar Kühe in den Weg, so dick gefressen und dennoch die steilsten Berghänge hoch laufend – da fragt man sich schon, wie die das machen. Das muss wohl an den vielen saftigen Kräutern liegen, die hier auf den Wiesen wachsen. Wir verlassen die Baumgrenze und es folgt eine kleine Hochebene. Eine erste Zwischenstation sind die kleinen, verlassen wirkenden Hütten, die sich nach einer S-Kurve auf tun. Es ist die sogenannte Großbergalm, heute leider geschlossen. Der Blick schweift auf den Horizont und lässt erahnen, dass es noch ein paar Höhenmeter sein müssen.
Nach den Hütten wird es mit nur 12% etwas flacher und fahrbarer, aber es dauert nicht lange, dann geht es auf einmal ein kleines Stück bergab und wir stehen vor einem Flussbett ohne Brücke. Der Großbergbach stürzt sich hier von den Höhen ins Tal. Eine willkommene Abwechslung, wir machen kurz eine Fotopause. Wir rauschen mit den Bikes durch das nicht all zu tiefe Flussbett. Eine Fontane spritz, während Thomas im passenden Moment auf den Auslöser seines Fotoapparates drückt. Einzig Uwe zieht gemütlich seine Schuhe aus, schmeißt diese über den Bach und läuft gemütlich, aber doch etwas erschrocken von der Kälte, durch den Fluss. Jeder wie er mag und kann.
Ich stelle mich auf einen großen Felsbrocken, genieße die Aussicht hinab ins Tal und erkenne den Serpentinenweg vom Schlüsseljoch, das wir gestern bezwungen hatte. Wir füllen unsere Flaschen mit dem leckeren frischen Quellwasser, schauen zum Gipfel und verfolgen gespannt mit unseren Augen den eingeschlagenen Weg. In weiter Ferne können wir ansatzweise den Übergang ausmachen. Ein kleiner Pfad schlängelt sich immer höher dem Gipfel entgegen, ja – da müssen wir hoch. Es ist herrlich hier, das Rauschen des Baches, das Pfeifen der Murmeltiere, die klare Luft und der wolkenlose Himmel. Und wir mitten drin. Es hilft nichts, wir müssen weiter.
Doch anstatt wie anfangs noch möglich zu biken, müssen wir immer öfter unsere Bikes schieben. Letztendlich bleibt es dabei, die letzen 2,5 Kilometer müssen mit durchschnittlichen 15% Steigung geschoben werden. Der Weg ist teilweise mit groben Steinen verblockt, die Räder müssen oft angehoben und über Felsbrocken getragen werden. Während wir den Weg weiter nach oben schieben, streifen unsere Blicke auch immer wieder zurück auf den bereits gefahrenen Abschnitt. Dieses Panorama prägt sich ins Hirn ein, unendliche Weiten, hohe Berggipfel, strahlend blauer Himmel, einfach nur geil! Weiter unten erblicken wir mehrere Biker, die das gleiche Ziel wie wir anvisieren. Das Pfunderer Joch ist bei vielen Alpencrossern sehr beliebt und wird oft mit eingeplant.
Das Trikot ist bereits mit Schweiß durchtränkt, die Socken qualmen, der Buff ist klatsch nass, so schnaufen wir immer weiter dem Gipfel entgegen. Es wird aber merklich kühler, erste Schneefelder aus einem harten Winter werden sichtbar. Hoffentlich kann man den Pass überhaupt überqueren?
Ca. 100 hm vor dem Ziel werden die Schneefelder größer, der Weg ist als solcher kaum noch erkennbar, aber Spuren im Schnee weisen uns die Richtung. Es ist vollbracht, wir haben den Passübergang auf 2.568 Meter erreicht und uns überkommt ein wirklich gutes Gefühl, es wieder einmal geschafft zu haben. Wir legen unsere Fahrräder hin, klatschen uns ab, atmen tief durch und genießen für einen Augenblick die Aussicht. Schnee & Geröllfelder so weit das Auge reicht.
Einziger Wermutstropfen, die Abfahrt ist von Schneefeldern überzogen. Beim letzen mal war fast alles fahrbar, heute müssen wir wohl einen Großteil schieben.
Der Downhill mit Blick auf den Hochfeiler-Gletscher ist mindestens genauso faszinierend wie der Aufstieg. Eine Abfahrt, die es wirklich in sich hat. Den ersten Krater sind wir hinunter gerutscht, danach scheitern wir am Versuch, auf den Schneefelder fahren zu wollen. Keine Chance. Später wird es besser.
Auf herrlich schmalem Singletrail in verschiedenen Links/Rechts Kombinationen geht es weiter abwärts – super! Wir können es laufen lassen, uns dem Trail hingeben, den Flow spüren. Es macht einfach nur Spaß hier hinab zu gleiten. Nächste Stop: Die Weitenbergalm. Die Bergalm auf 1.958 Meter befindet sich in Dun am Ende des Pfunderer Tales. Es ist Mittagszeit und der Kaiserschmarren duftet so herrlich, das können wir uns nicht entgehen lassen. Für jeden bitte eine große Portion inklusive einem alkoholfreien Weizenbier! Wir genießen die leckere Süßspeise und die wärmende Mittagssonne, verarbeiten im Kopf das Erlebte und lassen es uns einfach nur gut gehen.
Thomas merkt, dass irgend etwas an seiner Schwinge sein muss, denn das Bike verhält sich auf dem Trail nicht so wie es sein soll. Wir suchen, finden zunächst nichts. Doch sein geschultes Auge erkennt eine fehlende Schraube unten an der Schwinge. Oh je – was machen wir jetzt? Wir können aktuell nichts machen, sobald wir einen Bikeshop finden, werden wir das mal näher anschauen. Aber eine „normale“ Schraube ist das nicht, das müsste schon ein Ghoast Händler sein, der uns weiterhelfen könnte. Egal, solang Thomas sagt „es geht“, fahren wir.
Heute steht für uns nochmal ein Aufstieg auf dem Plan. Zunächst rollen wir auf einer tollen Schotterstrecke, die nach circa 8 Kilometer in eine kleine, steile Passstraße mündet und weiter hinab im Geschwindigkeitsrausch bis nach Pfunders führt. Das Gefälle ist so groß, wir schaffen es schnell auf fast 70 km/h zu beschleunigen. Ein Radweg führt uns dann gemütlich von Vintl bis nach Mühlbach. Es ist heiß, mittlerweile zeigt das Thermometer im Tacho etwas über 30 Grad an.
Es geht von Mühlbach zunächst auf Straße bergauf, dann wechsel sich Schotter, Wiesenwege und kleine Trails mit ständigem hoch und runter ab. Das zehrt an den Kräften. Zu guter letzt geht es durch ein kleines Waldstück bis wir 8 km und 300 hm weiter am Hotel Goldener Apfel in Natz ankommen.
Duschen, ausruhen, Essen & Trinken und dann wieder vom nächsten Tag träumen …