Gesamte Tourdaten
423 km – ↑ 9.907 hm – ↓ 12.773 hm – 7 Tage
Etappenlänge
77 km – ↑ 2.182 hm – ↓ 2.878 hm – Fahrzeit: 6:21 Std.
Zwischenstationen
- Bodenalpe
- Heidelberger Hütte
- Fimberpass
- Sent
- Sur En
- Scoul
- S-charl
- Pass da Costainas
- Lü
- Sanata Maia
- Münstair
- Taufers
- Unterkunft: Hotel Lamm
Tour Beschreibung
Das Frühstück ist einfach aber gut, die Brötchen schmecken und der Kaffee treibt den letzten Rest der noch vorhandenen Müdigkeit davon. Alles in allem kann man über die Bodenalpe sagen, dass es für den Preis wirklich eine gute und anständige Leistung gibt. Ach ja, der Blick am Morgen um 7:00 Uhr aus dem Fenster ist wie gewohnt – Sonnig & Blauer Himmel. Los geht es zum nächsten Abenteuer.
Und es geht gleich zu Beginn bergauf. Es ist nicht einfach, einen Rhythmus zu finden. Die Beine sind noch schwer, das tiefe Durchatmen hilft wenig. Es steigt stetig an, vom Start der Tour mit 1.650 Meter durch das Fimbertal erreichen wir nach 8 Kilometer die erste Zwischenstation auf 2.130 Meter: die «grüne Grenze» Österreich / Schweiz an einer kleinen verlassenen Zollhütte. Es ist genug Zeit für eine kleine Pinkelpause, muss ja auch mal sein. Allerdings wundern wir uns immer wieder, dass bei so einer großen Schweißproduktion noch genügend Urin übrig bleibt.
Über leicht fahrender Schotter steigt der Weg bis zur Heidelberger Hütte. Die ersten 10 Kilometer und 600 Höhenmeter sind geschafft, das ist uns eine Apfelsaftschorle und Suppe in der Hütte wert. Das Panorama ist hier eine Augenweide!
Die Heidelberger Hütte auf 2.264 Meter ist eine Schutzhütte der Sektion Heidelberg des Deutschen Alpenvereins im hinteren Fimbatal am Fuß des Fluchthorns (3.399 m) in der Silvretta. Sie ist die einzige Hütte des Deutschen Alpenvereins, die auf Schweizer Boden liegt, allerdings wird sie von Ischgl/Tirol aus bewirtschaftet. Erbaut wurde sie im Jahr 1889 und seither immer wieder erneuert und erweitert. Heute ist sie ein komfortabel ausgestattetes Schutzhaus mit Betten, Matratzenlager, Kalt- und Warmwasser (Duschen). Beliebt als Tourenstützpunkt ist sie vor allem im Winter und Frühling bei Skitourengehern, die von hier aus die Silvrettadurchquerung beginnen.
Es ist gemütlich warm und man muss aufpassen, nicht zu träge zu werden. Nachdem wir die Gläser geleert haben, müssen wir wieder los, also verabschieden wir uns – jetzt beginnt der Aufstieg zum Fimberpass.
Nicht ganz so schwer wie der Aufstieg zur Heilbronner Hütte am Vortag, dennoch für uns und viel andere, die wir antreffen, nicht fahrbar. Der Weg ist ausgewaschen. Kurze, heftig steile Passagen wechseln mit flacheren Teilstücken ab.
Wir haben die insgesamt 2,5 Kilometer und 350 Höhenmeter in knapp einer Stunde hoch geschoben. Auf 2.600 Meter über dem Meer mit dem Bike zu stehen ist schon ein tolles und erhabenes Gefühl. Wir geben uns die Hand, dann schnell noch ein Gruppenfoto mit Selbstauslöser. Vom Gipfel aus ist ein toller Singletrail erkennbar. Zumindest auf den ersten Block toll, denn für viler «Flachlandtiroler» ist die drei Kilometer lange Abfahrt nur ab und zu fahrbar. Ich kenne dieses Stück schon, und bemerke, dass die Erfahrung vieler Kilometer sich bemerkbar macht. Es fällt mir viel leichter als beim ersten mal. Öfters große Steingefälle, hohe Absätze und grobes Geröll, dann wieder locker zu fahrende Passagen. Zuhause hätten wir bestimmt die ein oder andere Stelle fahrend versucht, aber auf einem mehrtätigen Abenteuer wird und sollte man vorsichtiger sein. Wir wollen ja noch mehrere schöne Tage erleben und wenn hier oben ein Sturz passiert, ist die Reise schnell zu Ende. Das riskieren wir natürlich nicht, deshalb steigen wir lieber einmal zu viel, als irgendwann überhaupt nicht mehr ab!
Glücklich und unverletzt erreichen wir das Alp Chöglias, eine kleine aber geschlossene Hütte. Nochmals ein Kilometer den Berg hinab, manchmal auch in einem Flussbett entlang und dann erblicken wir die Brücke von allerfeinster Schweizer Baukunst. Ein Steinhaufen auf jeder Uferseite zusammengesetzt und mit einem Drahtgeflecht überzogen, darauf zwei größere Bretter gelegt, so steht sie vor uns. Etwas wacklig, aber sie hält uns aus. Wir folgen einem gut ausgebauten Forstweg weiter bis Griosch.
Nach einer rasanten Wiesenabfahrt und einem kleinen, aber coolen Wurzeltrail nach Vna, treffen wir auf das Kurhaus Val Sinestra, um dann einer Naturstraße folgend, Sur En zu erreichen. Sur En ist ein sehr kleines Dorf bestehend aus einem Campingplatz, den wir durchqueren und einer Hand voll Häusern. Schon bei der Abfahrt hat man am Horizont dunkle Wolken aufkommen sehen, jetzt sind wir direkt darunter. Ein Schauer überfährt das Land, es Donnert und Schüttet, was das Zeug hält. Wir stellen uns unter und warten geduldig.
Am Radweg bis nach Scoul immer einem kleinen Fluss folgend, bis uns nach den Sportplätzen in Scoul eine Straße stets aufwärts Richtung S-charl leitet. Der Asphalt wechselt in eine sehr feine Schotter Naturstraße, welche toll zu fahren ist und die Höhenmeter kaum spüren lässt. Kurz vor S-charl schweift unser Blick auf ein Plateau mit lauter Steinskulpturen, wie ich sie von Reportagen über das Himalaja Gebirge kenne.
Auf dem Weg zum Everest Basislager, zwischen Dingboche und Lobuche, ist ein „Friedhof“ für alle Opfer des Everest angelegt. Jedem Toten ist mit einem so genannten „Steinmann“, einem Stapel aufgetürmter Steine, die letzte Ehre erwiesen.
Die Fahrt auf dem Natursandsträßchen ist leider kein Genuss, denn es regnet immer häufiger. Das kleine Dorf S-charl liegt idyllisch auf 1.800 Meter. Der Regen macht uns zu schaffen, es fängt auch an zu Donnern, wir wollen weiter zum Pass da Costainas.
Donner & Regen werden so heftig, dass wir uns erneut unterstellen. Schon ein komisches, mulmiges Gefühl. Es dauert ca. 30 Minuten, da lässt der Donner nach, der Regen aber nicht, aber weiter geht es hinauf zur Hütte Alp Astras, die leider zu ist. Allzu lange verweilen wir nicht an diesem Platz.
Nach der Hütte beginnt ein wirklich sehr schöner, schmaler und immer fahrbarer Singletrail bis zum Pass da Costainas auf 2.250 Meter. Es ist eine der wenigen Pässe der Alpen, die komplett fahrbar sind. Der Regen hat etwas nachgelassen, aber es ist sehr frisch. Und wieder erschleicht uns nach Ankunft des Passes so ein erhabenes Gefühl. Jetzt kann man sich auch vorstellen, wie sich Bergsteiger fühlen, wenn diese einen Gipfel erklommen haben. Die Bilder dürfen natürlich nicht fehlen und die Schotterabfahrt, die vor uns liegt ist zwar schwer, aber zum größten Teil fahrbar und macht auch uns einen höllischen Spaß!
Bis nach Taufers geht es auf Straße runter, wir suchen unser Gasthaus, wärmen uns in der heißen Dusche auf und hoffen auf gutes Wetter morgen…