Gesamte Tourdaten
401,5 km – ↑ 11.230 hm – ↓ 13.839 hm – 7,5 Tage
Etappenlänge
54,6 km – ↑ 1.540 hm – ↓ 1.690 hm – höchster Gipfel 1.700 m
Zwischenstationen
- Feltre
- Seren del Grappa
- Valle di Seren
- Nordaufstieg zum Monte Grappa
- Bassano del Grappa
- Übernachtung: Ca‘ Garibaldi Rooms
Tour Beschreibung
Los ging es von Feltre aus, direkt in Richtung Monte Grappa. Die Luft war schwül, dunkle Wolken hingen über uns, und die Wettervorhersage verhieß Regen – doch noch blieb es trocken. Der Anstieg führte zu drei Vierteln über kleine, enge Straßenpassagen. Wir kurbelten durch schmale Gässchen, kämpften uns über steile Rampen und passierten Dörfer, die fast verlassen wirkten.
In Pian de la Cesa, einem verschlafenen Ort mit historischem Kriegsdenkmal, füllten wir am Dorfbrunnen unsere Wasserflaschen auf. Kaum wieder im Sattel, wartete der erste richtige Hammer: fast ein Kilometer mit über 22 % Steigung. Die Beine brannten, der Himmel verdunkelte sich zunehmend, und bald begann es zu tröpfeln. Erste Donnerschläge hallten durch das Tal. Wir hielten kurz an, zogen Regenklamotten über und setzten den Anstieg fort – immer höher, ohne jede Möglichkeit, die Beine zwischendurch zu entlasten.
Unser erstes Ziel war das Rifugio Bocchette. Wir erreichten eine weitläufige Wiesenlandschaft – und gleichzeitig entlud sich das Gewitter. Heftiger Regen, grelle Blitze, krachender Donner. Uns wurde mulmig, denn Gewitter in den Bergen sind kein Spaß. Nur noch ein Kilometer bis zur Hütte – also traten wir im Eiltempo an. Klatschnass, aber erleichtert, erreichten wir das Rifugio. Wir waren die einzigen Gäste, bekamen großartiges Essen serviert und wurden herzlich von den Wirtsleuten empfangen. Etwa anderthalb Stunden warteten wir, bis das Unwetter vorbeigezogen war. Genau wie angekündigt, rissen die Wolken auf und die Sonne kehrte zurück.
Die Weiterfahrt Richtung Gipfel war geschichtsträchtig. Entlang des schmalen Weges reihten sich alte Bunker aus dem Ersten Weltkrieg, und kunstvoll gestaltete Installationen aus historischen Fundstücken gaben dem Ort eine besondere, fast museale Atmosphäre.
Die letzten drei Kilometer mit 300 Höhenmetern führten über einen steilen, verblockten Serpentinenpfad, der uns größtenteils zum Schieben zwang. Doch schließlich war es geschafft: 1.490 Höhenmeter am Stück lagen hinter uns, und wir standen auf dem Gipfel des Monte Grappa. Dort erstreckte sich ein gewaltiges Kriegsdenkmal, das an die Ereignisse des Ersten Weltkriegs erinnert. Hier ruhen über 10.000 Gebeine gefallener Soldaten – ein beeindruckender und zugleich nachdenklich stimmender Ort.
Nach einer ausgiebigen Fotosession begann die letzte Abfahrt unseres Alpencross: ein alter Militärweg, der sich traumhaft über viele Serpentinen ins Tal schlängelte – mal flowig, mal technisch, stellenweise grober Schotter, und stets begleitet von grandiosen Ausblicken. Wow. Unten angekommen, rollten wir die letzten zehn Kilometer durch kleine Dörfer, gönnten uns ein selbstgemachtes Eis in einer typisch Italienischen Eisdiele und radelten weiter bis ins historische Zentrum von Bassano del Grappa.
Dort war klar: Das war er – der Alpencross 2025. Ein Abenteuer voller Landschaft, Geschichte, Wetterdramatik, Trailspaß und Freundschaft. Wir klatschten uns ab und wussten, dass wir diese Tage nie vergessen werden.
Für die letzten beiden Nächte hatten wir eine Ferienwohnung gemietet – top eingerichtet, blitzsauber und mit einer ausgesprochen herzlichen Gastgeberin. Räder verstauen, duschen und dann ab ins Getümmel der Altstadt. Aperol und lokales Bier schmeckten nach all den Kilometern doppelt gut. Auf Empfehlung unserer Gastgeberin – sie reservierte sogar telefonisch für uns – landeten wir in einem kleinen Restaurant mit hausgemachter, authentischer italienischer Küche. Es war einfach köstlich.
Ein gelungener Abschluss in einer geschichtsträchtigen und charmanten Umgebung. Irgendwann, weit nach Mitternacht, fielen wir erschöpft, aber überglücklich ins Bett.
Heimreise:
Samstag in Bassano del Grappa: Am Schalter kaufen wir unser Ticket für die Heimreise – Ziel Brenner. Alles fix erledigt, wir sind guter Dinge.
Sonntagmorgen geht’s los. Zuerst mit dem Zug nach Padova, dort soll es mit dem Österreichischen ICE weiter nach Innsbruck gehen. Die Personentickets sind kein Problem, doch Fahrradtickets gibt es nur bis Padova. Uns wird gesagt, wir sollen die Tickets für die Räder direkt im Zug kaufen. Klingt einfach – ist es aber nicht.
Der Schnellzug aus Österreich rollt in Padova ein, wir laden ein, der Schaffner kommt – und fragt nach der Fahrradreservierung. Wir erklären die Situation, doch er winkt nur ab: „Ohne Reservierung keine Mitnahme.“ Punkt. Kein Ticketkauf möglich, kein Platz im Zug – und wir stehen da.
Am Bahnhof fragen wir am Schalter nach einer Alternative. Die Lösung: Route ändern. Mit dem Regionalzug nach Verona, dann weiter zum Brenner. Vorteil: In Italien kauft man das Fahrradticket nur einmal pro Tag, es gilt 24 Stunden. Nachteil: Die Personentickets müssen wir neu kaufen, die Rückerstattung der bereits gekauften ICE-Tickets läuft nur online – und da ahne ich jetzt schon, wie das ausgeht.
Es ist mittlerweile 15 Uhr, als wir uns in den völlig überfüllten Zug quetschen. Fahrräder ins Abteil, wir daneben – meistens stehend, manchmal auf dem Boden sitzend. Hauptsache, wir kommen heim. Am Brenner erwischen wir gerade noch rechtzeitig den Anschluss nach Innsbruck.
Geschafft! Am Hauptbahnhof radeln wir zum Parkhaus, verpacken alles und machen uns auf den Heimweg.
In Seefeld gönnen wir uns noch ein Abendessen im Gasthaus, dann übernehme ich das Steuer. Auf der Autobahn ziehen die Stunden dahin – um 03:00 Uhr bin ich endlich zu Hause.
Was für ein Tag!
Fazit:
Wenn ich auf diese Tour zurückblicke, bleibt nur ein Gedanke: Es war einfach großartig – von der ersten Kurbelumdrehung bis zum letzten Aperol. Jede Etappe hatte ihren eigenen Charakter: mal sonnig und flowig, mal nass und zäh, mal technisch anspruchsvoll, mal einfach nur landschaftlich überwältigend.
Wir haben Gipfel erklommen, Täler durchquert, unzählige Höhenmeter gesammelt und Trails befahren, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Wir haben gelacht, geflucht, geschoben, gejubelt – und uns immer wieder gegenseitig motiviert.
Die Mischung aus sportlicher Herausforderung, landschaftlicher Schönheit, geschichtsträchtigen Orten und dem einen oder anderen kulinarischen Highlight war einfach perfekt. Ja, es gab Regen, Gewitter, steile Rampen und volle Züge – aber genau diese Momente machen die Erinnerungen nur noch wertvoller.
Es war eine Reise voller Abenteuer, Freundschaft und unvergesslicher Eindrücke.
Und ganz klar: So etwas macht süchtig. Wir werden es wieder tun – immer wieder, so oft es nur geht.
Nächstes Jahr habe ich 20 jähriges Jubiläum – mal schauen, wo es mich hinführt 😉
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Gerald , beeindruckend deine Reiseberichte, bin selber eine abgewandelte „Joe Route“ gefahren.
Vielen Dank, ja, da bin ich auch ein bisschen Stolz drauf 😉