2006-Tag 4: Sur En -> St. Maria


Gesamte Tourdaten
468 km – ↑ 12.927 hm – ↓ 13.412 hm – 8 Tage


Etappenlänge
41 km – ↑ 1.223 hm – ↓ 917 hm – Fahrzeit: 3:24 Std.


Zwischenstationen

  • Sur En
  • Scoul
  • S-charl
  • Pass da Costainas
  • St. Maria
  • Unterkunft: Hotel Stelvio

Tour Beschreibung

Nach so einem großartigen Tag gestern denken wir, dass unsere heutige Etappe ein Klacks sein müsste. Früh morgens ein obligatorischer Blick aus dem Fenster: strahlend blauer Himmel! Nach einem reichhaltigen Frühstück und einer kurzen Bikepflege lassen wir uns ein wenig Zeit und starten erst um 9:00 Uhr.

Am Radweg folgen wir einem kleinen Fluss bis nach Scuol, genießen die Sonnenstrahlen, bevor uns eine Straße nach den Sportplätzen stetig aufwärts Richtung S-charl leitet. Der Asphalt wechselt bald in eine feine Schotternaturstraße – ein Genuss zu fahren, die Höhenmeter merkt man kaum. Kurz vor S-charl schweift unser Blick auf ein Plateau mit Steinskulpturen, wie man sie aus Reportagen über das Himalaya-Gebirge kennt.

Auf dem Weg zum Everest-Basislager zwischen Dingboche und Lobuche gibt es einen „Friedhof“ für Opfer des Everest – jedem Toten ist mit einem „Steinmann“ die letzte Ehre erwiesen. Hoffentlich stehen hier die Steine nicht als Symbol für Tote! Wir verkneifen uns, selbst ein Steinmännchen zu bauen. Die Fahrt auf dem Natursandsträßchen ist ein Genuss: warme Sonnenstrahlen auf der Haut, absolute Ruhe – fast wie in einem Bergfilm. Plötzlich brummt ein Omnibus den Berg hinauf, und wir fragen uns: was macht der hier oben? Später wird uns klar, dass hier viele Wanderer hinkommen.

Am Mot Madlain, oberhalb des Dorfes, haben Bergleute über 300 Jahre lang Erz abgebaut. Heute gibt es nur noch Ruinen, die Schmelzra ist ein Museum. Faszinierend, wieviel Handarbeit hier geleistet wurde!

Das kleine Dorf S-charl liegt idyllisch auf 1.800 Metern. Doch der Schein trügt: ein riesiger Parkplatz, voll mit Wanderern und Touristen. Jetzt wissen wir, warum die Busse und Autos bis hier hochfahren. Wir gönnen uns eine kurze Pause am Dorfbrunnen, füllen die Flaschen und machen uns weiter auf Richtung Pass da Costainas.

Es steigt stetig, der Duft von frisch Gegrilltem steigt uns in die Nase – Hunger kommt auf. Wir peilen die Hütte Alp Astras an, doch als wir oben ankommen, ist sie geschlossen. Mist! Auch ein paar Wanderer haben das gleiche Problem. Nun gut, Riegel raus, Füße hoch auf die Bank, die Sonne genießen. Ein älteres Paar gesellt sich dazu, etwas irritiert über unsere fahrbaren Bikes auf den engen Pfaden, aber sie wünschen uns viel Spaß. Nach kurzer Pause packen wir zusammen und schwingen uns wieder in die Pedale.

Jetzt beginnt der Singletrail: schmal, immer fahrbar, bis zum Pass da Costainas auf 2.250 Metern – einer der wenigen vollständig fahrbaren Alpenpässe. Oben angekommen, überkommt uns dieses erhabene Gefühl, das man nur kennt, wenn man einen Gipfel erklommen hat. Fotos müssen natürlich sein. Die anschließende Schotterabfahrt ist anspruchsvoll, aber größtenteils fahrbar und macht höllisch Spaß!

In genießen wir den Blick auf den Ortler, immer noch traumhaftes Wetter – ein Moment, den wir uns wirklich verdient haben. Danach auf Asphalt Richtung Ofenpassstraße, hinunter nach Runca, und um 14:00 Uhr rollen wir entspannt in St. Maria ein. Schnell unser Hotel Stelvio finden, Terrasse, Weizenbier, Sonne – Prost!

Das Hotel ist klasse, sogar mit Waschservice für Biker. Alles in einen Sack, am nächsten Morgen duftet alles wieder frisch. Wir spazieren noch durchs Dörfchen, gönnen uns Kuchen und Milchkaffee auf der Terrasse, kaum Verkehr, die Sonne auf der Haut – einfach herrlich. Zurück im Hotel entdecken wir die Sauna: zwei Runden, je 5 Minuten, genießen wir als alte Saunagänger ohne Probleme.

Das Abendessen ist üppig, Weizenbier inklusive – aber nicht übertreiben, sonst wird der nächste Tag zur Tortur. Gegen 22:00 Uhr ab ins Bett. Jürgen und ich haben seit einigen Tagen Probleme, tief zu schlafen. Sind es die Erlebnisse, die Gedanken, oder die Anstrengung? Wir wissen es nicht, aber tagsüber fühlen wir uns nie unausgeschlafen. Später erfahren wir, dass es vielen Bikern auf Alpenüberquerungen ähnlich geht. Also keine Sorgen – wir träumen schön vom Erlebten und den kommenden Abenteuern. Morgen wartet das fantastische Val Mora auf uns!


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