Gesamte Tourdaten
468 km – ↑ 12.927 hm – ↓ 13.412 hm – 8 Tage
Etappenlänge
94 km – ↑ 2.645 hm – ↓ 1.584 hm – Fahrzeit: 6:42 Std.
Zwischenstationen
- Landeck
- St. Anton
- Verwall-Tal
- Heilbronner Hütte
- Galtür
- Ischgl
- Fimber-Tal
- Unterkunft: Bodenalpe
Tour Beschreibung
Wieder beginnt der Tag um 7:00 Uhr. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster – Wolken, aber juhu! Teilweise blauer Himmel. Na, das sieht doch schon vielversprechend aus. Da schmeckt das Frühstücksbuffet gleich doppelt so gut: Bauernbrot, frische Brötchen, jede nur erdenkliche Marmelade, Müsli, Kuchen, Eier – der Tisch ist reich gedeckt. Wir schlagen ordentlich zu, schließlich brauchen wir jede Menge Energie für den heutigen Tag. Drei Tassen Kaffee, genauso viel Orangensaft – perfekt. Dann packen wir unsere Sachen, bezahlen und verabschieden uns herzlich von den netten Hotelangestellten.
Los geht’s zunächst auf der Hauptstraße Richtung Pians. Der Verkehr ist überschaubar, und schnell verlassen wir Landeck. Nach nur drei Kilometern ziehen wir die Arm- und Beinlinge aus – es wird merklich wärmer, und die Steigung nimmt zu. Vor uns liegt die Abzweigung ins Paznauntal, doch ein Autobahn-Schild irritiert uns kurz. „Na, Richtung Autobahn, da brauchen wir noch eine Vignette“, scherzen wir und folgen weiter der B188.
Wir folgen der Straße durch eine kleine Schlucht, Abgase von Autos und LKWs in der Nase, stetig bergauf. Doch plötzlich wird es seltsam: kein Schild weist Richtung St. Anton. Laut Roadbook sollte alles passen, und ja, eine große Baustelle am Tunnel zu Beginn – klar, alles richtig? Den nächsten Ort erreicht, werfen wir einen genaueren Blick auf die Landkarte – und die Augen werden groß.
Schon wieder verfahren – ganze 15 Kilometer und 350 Höhenmeter umsonst. Wir schauen uns verdutzt an und schwören uns, bei der nächsten Unsicherheit früher auf die Karte zu schauen. Fehler machen klug, heißt es, und heute gilt das allemal. Wir haben die parallele Hauptstraße erwischt – Mist! Die Zeit drängt, also nichts wie runter die 350 Höhenmeter, zurück zur Abzweigung Richtung Autobahn. „Also doch auf die Autobahn“, zwinkere ich Jürgen zu. Erst jetzt entdecken wir hinter dem Kreisel die kleine Straße B316 – unser eigentlicher Weg. Einfach nichts mehr sagen…
Kaum auf der B316, da zeigt Jürgen ein Zeichen: sein Tretlager ist locker! Kein Abzieher dabei – ohne den kriegen wir die Heilbronner Hütte unmöglich. Plan B: Landkarte studieren. Aha, die Eisenbahnstrecke Landeck–St. Anton trifft auf den nächsten Ort, also ab nach Strengen. Steil 10% bergauf – endlich oben angekommen, erfahren wir: hier hält kein Zug. Toll, anscheinend mag uns heute niemand.
Doch Hilfe naht: ein freundlicher Bahnhofswärter gibt den Tipp, dass Busse eventuell Bikes mitnehmen. Also runter ins Dorf, auf die Höflichkeit der Österreicher hoffen – und tatsächlich: der Busfahrer hilft uns, die Bikes in den Laderaum zu verstauen. Es ist inzwischen Mittag, 12:00 Uhr. Zwei Fahrradshops finden wir sofort – leider Mittagspause von 12:00–14:00 Uhr. Mist! Wir suchen weiter und finden einen kompetenten Laden (Intersport in der Dorfstraße, kurz vorm Kreisel). Innerhalb von 30 Minuten ist das Tretlager repariert, alles montiert, für 20 Euro. Top Service! Dank der Busfahrt sind wir wieder im Zeitlimit – die Tour kann weitergehen, hoffentlich ohne weitere Zwischenfälle.
Wir fahren auf einer Nebenstraße zum Hotel Moserkreuz, dann links auf einen Schotterweg Richtung Ferwall-Rasthaus. Traumhaft idyllisch: auf 1.450 Meter verläuft der Weg konstant, vorbei am kleinen Verwallsee. Die Mittagssonne spiegelt sich im Wasser – ein kleines Naturschauspiel, das wir bewundern. Weiter, leichter Tritts, auf 1.600 Meter. Linker Hand taucht die Konstanzer Hütte auf. Rast? Noch zu früh. Kurz vorm Aufstieg zur Heilbronner Hütte wollen wir pausieren.
Jetzt wird es ernst: Sechs Kilometer bis auf 2.060 Meter, teils schieben, teils tragen – maximale Steigung laut Bikecomputer 33%! Meter für Meter, langsam, tief atmend, der Rucksack drückt mit sieben Kilogramm. Hier oben ist die Luft dünner, der Körper spürt jede Anstrengung. Kleine Felsbrocken zwingen zum Hochheben, natürliche Steintreppen zum Drücken. Pausen zwischendurch, um die grandiose Aussicht zu genießen, Fotos zu machen – jede Erinnerung zählt.
Kurz vor der Hütte ein fahrbares Plateau von 500 Metern, dann der erste große Gipfel unseres Alpencross: 2.320 Meter. Stolz am Passschild, obligatorisches Foto. Windig, kühl, aber wir gönnen uns einen heißen Kakao mit Apfelstrudel auf der Terrasse – verdient!
Vom Sonnendeck aus sehen wir den weiteren Weg: Schotterkurven hinab ins Tal. Bis Ischgl nur noch bergab – geil! Serpentinen, top fahrbar, lassen die Mühen der Auffahrt vergessen. Bremsen glühen, Spaß pur. Kurze, steile Passage bergauf, dann erreichen wir den Kops-Stausee.
Der Stausee, gebaut 1962–1969, wird künstlich gespeist: mehrere Bäche umgeleitet, Tunnel von Silvretta-Stausee über Vermuntsee, Kraftwerke brauchen Wasser – beeindruckend. Wir folgen einem Trail entlang des Flusses Trisanna Richtung Galtür, vorbei an riesigen Fangmauern – Erinnerung an die Lawinenkatastrophe 1999, bei der 38 Menschen starben. An meinem Geburtstag, unvergesslich.
Weiter entlang der Trisanna, durch Galtür, grober Schotterweg Richtung Ischgl, anschließend oberhalb des Waldrandes. Kräfte schwinden, 90 Kilometer und 2.250 Höhenmeter auf dem Tacho.
Dann der Abend-Hammer: letzte Auffahrt zur Pension Bodenalpe, 5 Kilometer, 400 Höhenmeter, Asphalt, aber steil parallel zu einem Skilift – alles andere als leicht. Endlich um 20:00 Uhr angekommen – müde, aber zufrieden.
Die Wirtin hatte wir vorher angerufen. Eigentlich wollte sie feiern – doch dankenswerterweise wartete sie auf uns. Kurz geduscht, ab zum Abendessen: heiße Gemüsesuppe, Nudeln mit Braten, Eis zum Abschluss, dazu ein kühles Hefeweißbier. Nasse Klamotten ab in den Heizungskeller – und dann ins Bett, den ganzen Tag noch einmal Revue passieren lassen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Die negativen Momente verschwinden bald im Gedanken – die Erinnerungen an Abenteuer, Natur und Adrenalin bleiben.









