2006-Tag 3: Bodenalpe -> Sur En (mit Val d´Uina)


Gesamte Tourdaten
468 km – ↑ 12.927 hm – ↓ 13.412 hm – 8 Tage


Etappenlänge
47 km – ↑ 1.753 hm – ↓ 2.451 hm – Fahrzeit: 4:36 Std.


Zwischenstationen


Tour Beschreibung

Heute stehen nur rund 30 Kilometer bis nach Sur En auf dem Plan – unsere nächste Übernachtung. Von dort aus soll es, endlich mal ohne Gepäck, hoch und wieder runter in die Val d’Uina Schlucht gehen. Schon in der Einleitung hatte ich erwähnt, dass diese imposante Schlucht unbedingt auf unserer Tour dabei sein sollte – dazu später mehr.

Das Frühstück ist einfach, aber gut. Brötchen, Kaffee – der letzte Rest Müdigkeit ist im Nu verflogen. Für die Bodenalpe kann man sagen: Preis-Leistung top! Um 7:00 Uhr der Blick aus dem Fenster: Nebel und leichter Nieselregen. Über Nacht hat es ordentlich geschüttet, Wiesen und Wege sind aufgeweicht. Also runter zu den Bikes, die in der verschlossenen Garage übernachtet haben. Ein kurzer Check, ein bisschen Kettenfett hier, etwas Schmierung dort – auch sie verdienen Pflege. Los geht’s zum nächsten Abenteuer.

Gleich zu Beginn bergauf. Einen Rhythmus zu finden ist schwer. Die Beine noch schwer, tiefes Durchatmen hilft wenig, und dann noch der leichte kalte Nieselregen. Vom Start bei 1.650 Metern im Fimbertal erreichen wir nach 8 Kilometern die grüne Grenze Österreich/Schweiz an einer kleinen, verlassenen Zollhütte. Zeit für eine kurze Pinkelpause – trotz enormer Schweißproduktion erstaunlich, dass noch genug übrig bleibt!

Der Nieselregen hat inzwischen aufgehört, wir befreien uns vom Windbreaker, aber die Berggipfel verschwinden alle in Nebelsuppe. Leicht fahrbarer Schotter führt zur Heidelberger Hütte. Zehn Kilometer, 600 Höhenmeter geschafft – Apfelsaftschorle wert. Schade, dass Nebel und Wolken das Panorama verhüllen, bei klarer Sicht muss das hier atemberaubend sein!

Die Heidelberger Hütte auf 2.264 Metern, ein Deutscher Alpenvereinstützpunkt auf Schweizer Boden, bietet alles, was man braucht: warm, gemütlich, freundlich. Wir stellen die Bikes ab, rein in die warme Stube, Rucksack, Helm, Brille ablegen, Tisch suchen, Getränke bestellen. Andere Biker sind da – einige auf Tagestour, andere auf Alpenüberquerung. Wir plaudern kurz, aber bleiben auf Zack: nach dem leeren der Gläser heißt es wieder los.

Jetzt beginnt der Aufstieg zum Fimberpass. Nicht ganz so hart wie die Heilbronner Hütte gestern, aber trotzdem fahrunfähig. Der Weg ist ausgewaschen, nass, schlammig vom Regen. Steile Passagen wechseln mit flachen, manchmal knöcheltief im Schlamm.

2,5 Kilometer, 350 Höhenmeter – in knapp einer Stunde oben. 2.600 Meter über dem Meer! Ein tolles, erhabenes Gefühl. Handshake, Gruppenfoto mit Selbstauslöser, ein paar Panoramabilder trotz Nebel. Kalt, durchgeschwitzt – keine Zeit, lange zu bleiben. Vom Gipfel sieht man einen tollen Singletrail, aber für uns „Flachlandtiroler“ oft nur absteigen oder schieben. Große Steingefälle, hohe Absätze, grobes Geröll – auf einem mehrtägigen Abenteuer riskiert man hier keinen Sturz.

Glücklich erreichen wir Alp Chöglias, eine kleine, geschlossene Hütte. Ein Kilometer weiter bergab, manchmal durch ein Flussbett, und wir stehen vor einer beeindruckenden Brücke aus Stein und Drahtgeflecht, Schweizer Baukunst pur. Wacklig? Vielleicht. Aber stabil genug. Weiter über Forstwege nach Griosch, rasante Wiesenabfahrt, Wurzeltrail nach Vna, vorbei am Kurhaus Val Sinestra, dann auf Naturstraße nach Sur En.

Sur En – ein winziges Dorf: Campingplatz, ein paar Häuser. Unser Hotel, der Landgasthof VAL D’UINA, steht urig am Waldrand. Ruhe pur, abgeschieden – perfekt für diesen Engadiner Fleck.

Nach der Anmeldung, Dusche für die Bikes, Zimmer beziehen, geht’s gegen 15:00 Uhr zur Val d’Uina Schlucht – diesmal ohne Gepäck, saubere Schaltung, volle Konzentration.

Start auf knackigem Schotterweg bis zur Alpe Uina Dadaint, danach Pfad bis zur Felsschlucht. Dann heißt es schieben, 8,5 Kilometer und 850 Höhenmeter bis zur Galerie der Schlucht. Felsenwege, Tunnels, Höhlen, Abgründe von geschätzten 300 Metern. Der letzte Kilometer nur zu Fuß, steil, schroff, enge Wege – Seil hilft bei den engsten Passagen.

Am tiefsten Punkt der Alp Sursass vereinigen sich die Bäche von Plateau da Rims, Val Cristanas und Pass da Schlingia. Jahrtausende formten hier die Kalkfelsen in eine wilde, romantische Schlucht. Früher unpassierbar, heute ein beeindruckender Felsenweg von 600 Metern Länge, gebaut 1910 von der Sektion Pforzheim des DAV.

Nach vielen Fotos machen wir uns auf den Rückweg. Menschenhand kann Wunderbares schaffen! Der Bikecomputer zeigt 18:00 Uhr – kaum Wanderer unterwegs, die Abfahrt wird zum Traum. Kleine Trails, verschlungene Schotterwege, Wasserfallbrücke. Ein Mal hakt es: Schuh-Cleat klemmt, Schraube fehlt. Ersatz? Klar im Hotelzimmer – notdürftig repariert, weiter geht’s.

Halbwegs unterwegs überholt uns eine Vierergruppe rasend schnell. Einheimische? Falsch gedacht: eine Fahrerin sitzt am Wegrand, aufgeschundenes, blutendes Knie, kleine Steinsplitter überall. Das Bike hängt am Geländer – Glück im Unglück, 100 Meter Abgrund gesichert! Wir helfen, Englisch wird gesprochen, ihre Freunde erscheinen. Nach kurzer Hilfe weiter, zwanzig Minuten später stehen wir wieder vor dem Hotel VAL D’UINA – geschafft, glücklich, unverletzt und voller Eindrücke.

Was für ein Traum diese Schlucht, da plagt man sich gerne den Weg nach oben um sie dann in aller Ruhe zu genießen! Sie ist wirklich zu empfehlen! So mancher Alpencross führt auch direkt über die Schlucht zur weiter oben gelegenen Sesvanna Hütte, um von dort aus wieder runter ist Münstertal zu gelangen. Dann verpasst man allerdings die Route über den Pass da Costainas, eine traumhafte Strecke, die wir morgen erleben dürfen!

Ein sehr leckeres Abendmenü mit, wie soll es anders sein, ein bis zwei Weizenbier, rundet den so herrlichen Tag ab. Es war einfach nur ein fantastischer Tag. Wir haben uns für morgen einen Ruhetag eingebaut: Nur 40 Kilometer und 1.000 Höhenmeter sollen es werden, da sind wir mal gespannt, was da so auf uns wartet …


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