2006-Tag 8: Madonna Di Campiglio -> Torbole


Gesamte Tourdaten
468 km – ↑ 12.927 hm – ↓ 13.412 hm – 8 Tage


Etappenlänge
84 km – ↑ 1.051 hm – ↓ 2.483 hm – Fahrzeit: 5:03 Std.


Zwischenstationen

  • Madonna di Campiglio
  • Val d‘ Agola
  • Passo Bregn de l’Ors
  • Val d‘ Algone
  • Stenico
  • Villa Banale
  • Sarche
  • Arco
  • Torbole

Tour Beschreibung

Heute ist unser letzter Tag, kaum zu glauben dass wir schon sieben Tage unterwegs sind und noch keinen einzigen bereut haben! Jürgen und ich verstehen uns echt prima. Unsere Freundschaft hat sich richtig zusammen geschweißt, danke dir mein Freund! Nach einem wirklich gutem Frühstück schaue ich etwas besorgt aus dem Fenster: Leichter Nieselregen aber zum Glück keine durchgehende Wolkendecke. Das lässt etwas Hoffnung in uns keimen. Gerhard, Thomas, Jürgen und ich machen uns gemeinsam auf, die letzten Gipfel unserer Tour zu erklimmen: Dem Passo Bregn de l´Ors und dem Passo del Gotro, beide auf circa 1.850 Meter.

Gerhard hält an weil er anscheinend sein Bikebrille vermisst. So wie es aussieht, hat er die Brille dummer weise im Hotel vergessen. Er machte kehrt zurück. Wir warten gerne die 10 Minuten. Schon kurze Zeit später treffen wir uns wieder und Gerhart hatte ein breites Grinsen mitten im Gesicht. Er dachte zumindest, er hätte die Brille im Hotel vergessen, doch als er sie dort nicht finden konnte bemerkte er, dass er sie unter dem Helm auf hat. Jetzt Schmunzeln wir alle, ohne es uns anmerken zu lassen und die Fahrt geht weiter. Nach dem idyllischen kleinen See direkt in Madonna folgt ein vier Kilometer langes Asphaltstück bis in den Wald hinein. Dann weiter, zunächst ein steiler Schotterabstieg zum Wasserfall Cascade di Mezza. Wir bleiben stehen, machen Bilder von diesem imposanten Naturschauspiel und treffen auf eine kleine, enge Holzbrücke. Das Bike passt mit dem breiten Lenker nicht durch, also kurzer Hand am Lenker anheben und auf dem Hinterrad rollend die Brücke überqueren.

Es beginnt einem Singletrail auf lockerem Waldboden, dann weiter auf Schotter bis zum Fuße des Val d´Agola. Kurze Pipipause, einen kräftigen Schluck aus unseren Trinkflaschen und warten auf die anderen Zwei. Thomas und Gerhard sind um den Trail herum gefahren und treffen einige Hundertmeter weiter wieder auf uns, um gemeinsam die Auffahrt zu meistern. Der Schotterweg ist zum Glück komplett fahrbar, aber nur bis zum Lago di Val d’Agola auf 1.595 Meter. Ein herrliches Fleckchen auf dieser Erde. Der kleine See liegt ruhig eingebettet zwischen den Berggipfeln, die Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der Wasseroberfläche, und ganz leichter Nebel gibt diesem Bild einem mystische Stimmung … Fotostopp für alle! Wir genießen die warmen Sonnenstrahlen, die klare Bergluft und die absolute Ruhe.

Los! Wir wollen heute noch zum Gardasee, also packen wir zusammen um die letzen Gipfel der Tour zu erklimmen. Ab hier sind es gute 250 Höhenmeter bergauf Schieben zum Passo Bregn da L’Ors auf 1.850 Meter, dem Bärenpass. Aber Achtung: Brunos Verwandtschaft könnte sich hier herum treiben! Die Steigung ist machbar, das Bike lässt sich gut schieben und ab und zu weiter oben ist der Weg auch noch fahrbar. Aber der schnelle Wetterumschwung in den Bergen ist schon brutal. Unten noch herrlicher Sonnenschein und jetzt nach 30 Minuten Schiebepassage totaler Nebel am Pass. Schließlich fängt es auch noch an zu regnen. Wir orientierten uns an einer in Felsen errichteten Kapelle, die den in den Bergen Gefallenen gewidmet ist, um den weiteren Weg zu finden. Schade, dass wir nichts von der tollen Aussicht hier oben erleben dürfen, die Sichtweite beträgt gerade mal 200 Meter.

Ein kleiner Pfad leicht bergab führt uns ein paar Hundertmeter weiter, dann wieder bergauf zum nächsten Pass, dem Passo del Gotro. Die beiden Pässe könnten sich fast die Hand geben, so nah liegen sie auf fast gleicher Höhe, bei einander. Der Regen wird heftiger und so richtig Spaß kommt trotz schönem Trail leider nicht auf. Da Jürgen und ich bergab etwas schneller unterwegs sind und wir bei dem Wetter nicht laufend auf unsere Begleiter warten wollen, trennen sich unsere Wege hier. Wir wünschen uns gegenseitig noch viel Erfolg und schon geht es weiter abwärts. Was jetzt folgt, ist eine der längs­ten Ab­fahr­ten, die wir bis dato kennen lernen durften und gefahren sind. Es geht über 1.200 Meter hin­un­ter bis ins Val d‘Angole.

Zwischendurch auf der steilen Schotterabfahrt halten wir an und wechseln unsere Klamotten wieder, denn der Regen wird immer heftiger. Wir vernichten Kilometer um Kilometer auf einer tollen Abfahrt auf feinstem Schotter bis zum Rifugio Ghedina. Im Himmel hat man anscheinend Mitleid mit uns, denn es hört doch tatsächlich wieder auf zu regnen. Ein kleiner Parkplatz mit warmen Asphaltboden bringt uns auf eine Idee. Wir nutzen die Gelegenheit, entkleiden uns aus den Regenklamotten und legen dies auf die Straße zum Trocken. Kaum zwanzig Minuten später machen wir uns auf den Weg, verlassen so langsam die hohen Berge und steuern Richtung Tal. Es wird immer wärmer, so, als würde uns jemand einen Fön vors Gesicht halten. Es ist sehr angenehm zu fahren. Nach dem Dörfchen Stenico verfolgt uns auf einmal ein Unwetter, alles wird immer dunkler, kein Gipfel und Berg ist vor uns mehr zu sehen. Ein Blick zurück lässt das Ausmaßt dieses Gewitter nur erahnen. Bedrohlich rücken die Wollen näher und nehmen die Verfolgung zu uns auf. Das Grollen des Donner in der Ferne, das Zucken der Blitze durch die schwüle Luft, insgesamt eine sehr gespenstische Stimmung. Wir legen einen Zwischenspurt ein, denn es gibt hier weit und breit nichts zum Unterstellen und in so ein Unwetter zu geraten macht nicht wirklich viel Spaß. Wir heizen die Straße zum Ort Villa Banale hinunter, kommen an eine T-Kreuzung und vor uns steht ein kleines Hotel mit Straßenkaffee. Die ersten Regentropfen klatschten auf die Straße, Blitze durchfahren den dunklen Himmel und wir haben mal wieder Glück! Es fängt richtig an zu schütten, Donner folgt den Blitzattacken, Hagel schlägt herab, so, als würde die ganze Welt untergehen.

Nach zwei Cappuccino und einem großen leckeren Kuchen folgt wieder Sonnenschein und alles ist gut! Durch das ganze Gewitter fahren wir dann doch tatsächlich noch mal falsch den Berg rauf, statt runter und haben so mal wieder 5 Kilometer und 100 Höhenmeter mehr auf dem Tacho. Aber was soll’s – der Gardasee ruft und so rollen wir weiter nach Ponte Sarcirca Hier gibt es drei Tunnel, die wir zum Glück nicht durchfahren müssen, denn die alte Passstraße ist noch richtig gut erhalten und man kann so auf einem mit Bäumen und Sträuchern verwachsenen Sträßchen die Tunnels umfahren. Gleichzeitig sieht man die schöne und beeindruckende Schlucht, die wir bis Sarche nach unten hin begleiten.

Jetzt geht es nur noch per Radweg Richtung Dro, wo wir beim «Eis-Maui» unser erstes hausgemachtes italienisches Eis genießen wollen. In Marocche erleben wir noch mal 5 Kilometer feinsten Singletrail durch Steingeröll bis zum Lago di Cavedine. Wir wollen hier eigentlich den Radweg nehmen, sind aber irgendwie und glücklicher Weise auf einem Mountainbike Weg gelandet – ist toll zu fahren! Es wird immer wärmer, das mediterrane Klima des Gardasees lässt grüßen. Endlich, wir sind im kleinen Dörfchen Dro angekommen. Schon vorher haben wir im Internet Tipps gelesen, dass es hier das beste Eis des nördlichen Gardasees gibt. Das wollen wir testen. Es bleibt nicht bei einer Portion und die Versprechungen haben sich bewahrheitet, einfach nur super lecker! Wir sitzen auf einer Parkbank, schlecken unser Eis und Gedanken machen sich breit.

Riva ist schon so nahe, was bedeutet, wir haben es bald geschafft und alles ist vorbei. Wir schwingen uns auf die Räder und fahren auf dem Radweg nach Acor und dann ab nach Riva. Der Verkehr wird merklich dichter, wir kommen hinunter zur Altstadt, Menschen tummeln sich in der Fußgängerzone. Wir stehen auf dem großen Marktplatz in Riva, der Gardasee glitzert vor unseren Augen, der warme leichte Wind weht uns ins Gesicht.

Wir stellen die Bikes ab und fallen uns voller Freude in den Armen. Wir haben es geschafft, unsere erste Alpenüberquerung ist vollbracht. Kein Sturz, keine Verletzungen, nicht einmal einen Platten. Natürlich darf das Finisher-Foto nicht fehlen. Wir vor dem See, jeder sein Bike neben sich gestellt und Arm in Arm mit einem Lachen im Gesicht macht ein vorbei laufender Tourist unser Abschlussfoto.

Wir gönnen uns gleich nebenan noch ein Weizenbier. Viele Gedanken gehen durch den Kopf. Tolle Eindrücke, die hoffentlich ewig im Gehirn haften bleiben. Ein wenig Stolz es geschafft zu haben: 540 Kilometer Länge mit einem Höhenunterschied von 13.700 m. Die tollen Panoramen, die glitzernden Bäche, die klare Luft, die teilweise gespenstische Ruhe auf einsamen Gipfel, die manchmal verfluchten aber schon fast wieder vergessenen Regenstunden, der Schneeeinbruch vorm Gaviapass, das Verfahren und der Defekt des Tretlagers am Anfang unserer Tour. Jürgen und ich schauen uns an, und wie aus der Pistole geschossen kommt bei uns beiden fast gleichzeitig die Frage: „Und wohin fahren wir nächstes Jahr?“ Einmal vom Virus «Alpencross» infiziert kommt man nicht mehr los – und das ist auch gut so!

Die Stimmung und Gedanken genießend, radeln wir gemütlich noch die letzten 5 Kilometer über den Radweg am See entlang nach Torbole zu unserem gebuchten Hotel. Es folgen noch 3 herrliche Urlaubstage am Gardasee.

Im Kopf planen wir schon den nächsten Alpencross …

 

Vielen Dank fürs Mitlesen 

 


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  7. Tag


 

 

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